Neu: Corona-Sprechstunde für Kinder

Die Corona-Pandemie hat das Leben unserer Kinder komplett aus den Angeln gehoben: keine Treffen mit Freunden, wenn überhaupt, dann nur einzeln und in Maßen, kein ausgelassenes Toben am Spielplatz, kein Fußball- oder Volleyballtraining – die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Für die Schulkinder kommen (immer wieder) Homeschooling-Phasen on top, die das Lernen mit einer konstanten Herausforderung verbinden.

Dadurch dass der Familienalltag sich überwiegend Zuhause abspielt und jedem einzelnen Familienmitglied oft wenig Raum zum Rückzug bietet, sind Reibereien und Anspannung an der Tagesordnung und der Stresspegel steigt.
All das nimmt gerade Kinder ganz besonders mit, da sie keine Mechanismen erlernt haben, die Stressoren aufzulösen und entsprechende Resilienz aufzubauen.
Nach einem Jahr Corona haben wir in unserer Klinik die Erfahrung gemacht, dass Kinder sich in dieser Krise oft alleingelassen fühlen, dass ihre Sorgen und Bedürfnisse hintenanstehen müssen und diese meist nicht wirklich zur Kenntnis genommen werden. Als Einrichtung für Gesundheit und Familie stehen wir für das Wohl der Kinder in der Verantwortung und haben daher, speziell für Kinder, eine Corona-Sprechstunde eingerichtet. Wir wollen die Kinder in dieser schweren Zeit gezielt ansprechen, sie an die Hand nehmen und ihren Sorgen Gehör verschaffen.
Unsere erfahrenen Kinderbetreuer*innen geben den Kindern während des Kuraufenthalts die Gelegenheit, sich ganz frei und ohne Zensur ihre Befindlichkeiten und den eventuell aufgestauten Frust von der Seele zu reden. Die Kinder erfahren so, dass sie gefragt und wahrgenommen werden. Die Einladung zur Corona-Sprechstunde ergeht an jedes Kind persönlich, ist freiwillig und gilt für Kinder ab 3 Jahren.

In Einzelgesprächen versuchen die Mitarbeiter*innen unserer Kinderbetreuung zuerst zu erfahren, was die Kinder sich während des Klinikaufenthalts explizit in der Betreuungszeit bzw. in den Gruppen wünschen. Den einen oder anderen Wunsch können sie den Kindern auch erfüllen. Kürzlich wurde beispielsweise der Gruppenraum in einen Kinosaal verwandelt, um den Kindern einen Film ihrer Wahl auf der Leinwand zu zeigen und so zumindest ein bisschen das lange vermisste Kino-Feeling zurückzugeben.
Auf der anderen Seite haben unsere Mitarbeiter*innen die Chance, im Rahmen des Einzelgespräches etwas über die emotionale Befindlichkeit des Kindes zu erfahren, Einblicke in den familiären Alltag zu erhalten und eventuelle Problemsituationen zu beleuchten. Oft ist es möglich, direkt im Gespräch mit dem Kind Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Manchmal ist es sinnvoll, die Mutter oder den Vater in der Folge ins Boot zu holen oder auf Wunsch auch die psychosoziale Abteilung einzubeziehen.

Die Corona-Sprechstunde findet in entspannter, legerer Atmosphäre statt. Die Gesprächsinhalte mit gezielten Fragen wie „Was hat sich in dieser Zeit für Dich verändert?, „Welche Wünsche und Hoffnungen hegst Du?“ oder „Wer oder was ärgert Dich besonders?“, „Wie verbringst Du Deine Freizeit?“, „Gibt es vielleicht etwas, worüber Du Dich gefreut hast?“ und vor allem gerade auch „Was wünscht Du Dir für die kommenden drei Wochen bei uns in der Betreuung?“ werden spielerisch ermittelt.
Stichworte als Impulsgeber zu diesen Themen auf bunten Karten erleichtern es den Kindern, ihr Sorgenpaket frei heraus auszudrücken und helfen den Betreuern, die Befindlichkeiten der Kinder aufzuspüren. Konkrete Lösungsvorschläge für ein Problem werden dann gemeinsam mit dem Kind erarbeitet. Und ebenso kann das Kind einen Wunsch äußern, der ihm während des Klinikaufenthalts in unserer Klinik erfüllt werden kann. Damit wollen wir die Kinder im Rahmen unserer Möglichkeiten ein Stück weit durch die Pandemie führen, ihnen zeigen, dass sie sehr wohl gehört werden und in dieser schweren Zeit nicht allein sind.